Das Jessup Team 2009: Münster
Das FU Team 2009: Björnstjern Baade, Maria Kotsi, Ines Franke und Anton Petrov
Der Jessup gilt als der prestigeträchtigste Moot Court. Als solcher verlangt er auch eine intensive Vorbereitung. Nach Veröffentlichung des über 30 Seiten langen Sachverhalts im Oktober ging es zunächst daran die so genannten Memorials, die Schriftsätze, zu erstellen. Dafür waren zwei von uns für die Applicant-Seite zuständig und die anderen beiden für die Respondent-Seite. In diesem Jahr standen u.a. Fragen der humanitären Intervention, der Befugnisse des Internationalen Gerichtshofs und die Zurechnung von völkerrechtlichen Verletzungen im Rahmen einer Peace-Keeping Mission im Vordergrund. Über mehrere Monate hinweg arbeiteten wir die sich ergebenden völkerrechtlichen Fragestellungen bis ins Detail auf Englisch aus – im Gegensatz zur sonstigen akademischen Arbeit jedoch nicht wissenschaftlich-objektiv, sondern eben anwaltlich, darauf gerichtet die bestmöglichste, aber noch juristisch vertretbare Argumentation für die eigene Partei zu finden. Mehrmals wöchentlich trafen wir uns zu Besprechungen, um neues case law und Argumentationen in Erwägung zu ziehen und manchmal auch wieder zu verwerfen.
Mitte Januar begann die Vorbereitungsphase für die deutsche Vorausscheidung, in der es für uns darum ging zu lernen, wie man die Richter am besten von seiner Position überzeugen konnte – und das in einem Zeitlimit von jeweils 30 Minuten für Applicant und Respondent. Neben inhaltlichem Feinschliff wurden auch unsere rhetorischen Fertigkeiten, u.a. in einem zweitägigen Seminar, geschult. Es kam darauf an, Routine im Vortrag zu gewinnen und dabei souverän mit den kritischen Nachfragen der Richter umgehen zu können.
Aus diesem Grund versuchten wir, jede der drei wöchentlichen Proberunde möglichst realitätsnah zu gestalten. Damit wir uns an die verschiedenen Richtertypen (kritisch, zuvorkommend, gelangweilt) gewöhnten, fanden die Probepleadings mit ständig wechselnden Proberichtern statt, die aus ehemaligen Jessup-Teilnehmern, Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes und Rechtsanwälten bestanden. Besonders hervorzuheben ist neben der Proberunde mit den Professoren unser pleading bei der Rechtsanwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer am Potsdamer Platz. Beim anschließenden Mittagessen war es angenehm zu sehen, welch ausgezeichnete Reputation der Jessup Moot Court auch in Wirtschaftsgroßkanzleien genießt.
Aufgrund spürbarer Fortschritte fühlten wir uns gut vorbereitet, als wir Ende Februar – immerhin als Titelverteidiger – nach Münster reisten. Zwar merkte man den meisten Teilnehmern eine gewisse Anspannung und Ehrgeiz an, doch herrschte eine angenehme, kameradschaftliche Stimmung. Auch dieses Jahr setzten sich die Richterbänke wieder aus deutschen und ausländischen Rechtsanwälten und Professoren zusammen. Ziel war es, das Halbfinale zu erreichen, wo dann der deutsche Richter am Internationalen Gerichtshof Bruno Simma den Vorsitz der Richterbank übernahm. So weit kam es dann leider nicht. Während unsere Applicants ihr Auftaktmatch noch gegen Frankfurt/Oder gewannen, unterlagen die Respondents dem Team aus Göttingen. Nach einem Sieg über Mainz am zweiten Tag kam es auf das letzte pleading unserer Applicants gegen das sehr starke Team der LMU München an. In einem hochklassigen Match setzten sich die Münchner knapp durch und qualifizierten sich für das Halbfinale. Letztlich setzte sich Münster auf heimischem Terrain im Finale durch. Für unser Team der FU blieb letzten Endes ein zufriedenstellender 7. Platz. Der letzte Abend brachte für unser Team noch zwei besondere Highlights: Wir gewannen den best memorial award, den Preis für die besten Schriftsätze aller teilnehmenden Universitäten, und Björn, einer unserer Applicants, erhielt den Best Oralist Award.
Was nehmen wir aus dieser Teilnahme am Jessup mit? Zunächst ist der Arbeitsaufwand, den eine Jessup-Teilnahme mit sich bringt, nicht zu unterschätzen, aber wir sind uns alle einig: Es lohnt sich. Neben der Erlangung weitreichender völkerrechtlicher Kenntnisse, die auch im Schwerpunktstudium von Vorteil sein können, bietet der Jessup eine willkommene Herausforderung im Jurastudium. Nicht mehr als Jurastudent, sondern als Vertreter eines Staates vor dem Internationalen Gerichtshof steht man vor renommierten deutschen und ausländischen Völkerrechtlern. Die Möglichkeit derart intensiv an seinen rhetorischen Fähigkeiten und dem juristischen Argumentationsvermögen zu arbeiten, findet sich in keiner vergleichbaren Weise im Studium.
Deshalb sagen wir Euch: Nutzt die Chance, die euch der Jessup bietet, bewerbt Euch und erlebt die Erfahrung ein „Jessup-Mootie“ zu sein!