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Jessup Moot Court Team 2025 in Leipzig

Im September begann unsere Jessup-Reise: Der Sachverhalt wurde veröffentlicht. Für die nächsten sechs Monate würden wir uns mit kompromissarischen Klauseln, Menschenrechtsverletzungen, Seerecht und Immunitäten im Völkerrecht beschäftigen.

Zu Beginn teilten wir die Claims und Positionen unter uns auf: Wer vertritt den Applicant, wer den Respondent? In Zweierteams recherchierten wir die jeweiligen Rechtsfragen, immer mit Blick auf die Gegenposition. Jede von uns verfasste ein eigenes Memo, das zwei der insgesamt vier Claims abdeckte.

Zweimal pro Woche trafen wir uns – einmal in der großen Gruppe, einmal nur mit der jeweiligen Gegenseite. Diese Treffen waren geprägt von intensivem Austausch über Aufbau, Rechtsfragen und Vorgehensweisen. Wöchentlich reichten wir unsere Memos im jeweils aktuellen Stand ein und erhielten daraufhin individuelles Feedback von unserer Coach, das wir sorgfältig einarbeiteten.

Für uns alle war es eine Herausforderung, uns in die neue Art des Schriftsatzschreibens einzuarbeiten. Anders als bei den gewohnten Gutachten mussten wir nun eine Position vertreten und überzeugend argumentieren. Bereits nach einigen Wochen übten wir zudem die Einleitung unserer mündlichen Verhandlung.

Nach Weihnachten startete die berüchtigte Editing Week: Eine Woche vor der Abgabe wurden alle Memos überarbeitet, neu geschrieben, umformuliert und gekürzt. Von morgens bis abends – und in einigen Nachtschichten – arbeiteten wir gemeinsam sowohl an unserem eigenen Memo als auch an dem der Gegenseite. Jeder Text wurde auf den Kopf gestellt, was uns einiges an Kopfzerbrechen bereitete. Fußnoten mussten perfektioniert und schlussendlich die Dokumente fehlerfrei zusammengefügt werden.

Mit der Abgabe der Memos begann die extensive Vorbereitung auf die mündlichen Pleadings. Durchschnittlich vier- bis fünfmal pro Woche übten wir unsere Positionen in jeweils 20-minütigen Vorträgen, in denen wir ständig mit kniffligen Fragen unterbrochen wurden und unsere Argumentation immer weiter verfeinern mussten.

Als Richter*innen fungierten neben unserer Coach, unter anderem ehemalige Teilnehmer*innen, wissenschaftliche Mitarbeitende sowie Professor Markus Beham. Besonders herausfordernd war es, die Angst zu überwinden, auch auf Fragen zu antworten, auf die man eigentlich keine Antwort weiß. Durch das stetige Feedback konnten wir unsere Pleadings weiter ausarbeiten und herausfinden, welche Argumente wir verwenden und wie wir sie am besten präsentieren.

Einige unserer Probepleadings fanden auch in Kanzleien statt. Dadurch konnten wir von den praktischen Erfahrungen der Anwält*innen profitieren. Wir bedanken uns bei RAUE, White & Case LLP, Dentons, Noerr, Hengeler Mueller, Gleiss Lutz und BLOMSTEIN für ihr unschätzbares Feedback, das unsere Argumente um ein Vielfaches verbessert hat.

Die Feuerproben waren schließlich unsere beiden Generalproben in denen wir unsere Position vor Professorin Heike Krieger, Professor Helmut Aust, Professor Andreas Zimmermann, Dr. Andreas Buser, Vincent Widdig und Aurelio Corneo verteidigen mussten.

Nach nur vier Wochen intensivster Vorbereitung fuhren wir gemeinsam nach Leipzig, denn die Universität Leipzig richtete in diesem Jahr die German National Rounds aus.

Schon vor der Abfahrt stellte sich allerdings heraus, dass wir bedauerlicherweise krankheitsbedingt nicht in voller Stärke antreten konnten. Am Abend der Ankunft wurden die Memos der gegnerischen Teams versendet und so stimmten wir unsere Pleadings darauf ein und gaben ihnen den letzten Schliff. Das erste Pleading am Donnerstag startete damit, dass eine Position durch eine andere Teilnehmerin vertreten wurde, ein Umstand der sich durch alle Pleadings zog. In den Pausen briefte uns unsere Coach zu Themen, die wir nicht selbst vorbereitet hatten, damit wir in den Pleadings halbwegs souverän wirken konnten. Nach zwei Tagen und insgesamt vier Pleadings waren wir zwar erschöpft, aber stolz, uns tapfer geschlagen zu haben.

Am Freitagabend wurden die acht Teams verkündet, die es in die Knock-Out-Rundengeschafft hatten. Zwar verpassten wir den Einzug, doch die Abendveranstaltung bot einen gelungenen Rahmen, um eigene Leistungen und die Erfolge der anderen Teams zu feiern.

Am Samstag hatten wir noch die Gelegenheit das Halbfinale und das Finale bzw. das Match um den Dritten Platz in den Sälen des Bundesverwaltungsgerichtes zu verfolgen. Dort entschied sich welche Teams für die International Rounds nach Washington D.C. fahren würden. Den Abschluss fand der Wettbewerb beim feierlichen Dinner, in dem die Preise verliehen wurden. Wir hatten die Ehre den Spirit of the Jessup Award und den Award for the Best Small Team in Empfang zu nehmen.

Insgesamt haben wir eine sehr lehrreiche Erfahrung machen dürfen und sehr viel über Völkerrecht gelernt. Uns wurde im Laufe des Wettbewerbs mehrfach dazu gratuliert jetzt Teil der Jessup Family zu sein. Wir freuen uns daher darauf im nächsten Jahr auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen bei den Probepleadings des nächsten FU-Teams!

Besonders bedanken wollen wir uns bei unserer Coach Leonora Erhardt, die uns durch alle Höhen und Tiefen des Moot Courts geführt hat!

 

Alina Scheidegger, Ivette Félix Padilla, Rahel Conen and Victoria Haub