Day of Crisis 2025
Der Day of Crisis ist ein jährlich von der Hague Academy of International Law ausgerichteter Wettbewerb, bei dem Teams aus aller Welt innerhalb von 27 Stunden komplexe völkerrechtliche Krisensituationen bewältigen müssen. In diesem Jahr durfte unser fünfköpfiges Team die Freie Universität Berlin vertreten und sich mit elf anderen internationalen Teams messen. Der Wettbewerb begann am 9. Mai 2025 um 9:00 und endete einen Tag später – ohne Unterbrechungen – um 13:00 im Friedenspalast in Den Haag.
Über den gesamten Zeitraum hinweg erhielten wir in unregelmäßigen Abständen Aufgaben mit unterschiedlichen Fristen. Ergänzt wurden diese durch fiktive Zeitungsartikel, deren Inhalte Hinweise auf kommende Herausforderungen gaben oder uns verwirrten. Die Bandbreite der Aufgaben reichte von der Erstellung schriftlicher Legal Opinions zur Beratung des Außenministeriums des von uns vertretenen fiktiven Staates über Assessments für eine fiktive Militärkoalition bis hin zum Verfassen von UN-Resolutionsvorschlägen. Besonders spannend waren die Verhandlungsrunden (Negotiations), in denen wir mit anderen Teams völkerrechtliche Positionen aushandeln mussten.
Im Mittelpunkt standen aktuelle völkerrechtliche Themen: Humanitäre Hilfsmaßnahmen in einem bewaffneten Konflikt, in dem einige Staaten bereits einen drohenden Völkermord befürchteten, und die Frage nach der Zulässigkeit wirtschaftlicher Sanktionen zum Schutz der Menschenrechte. Die ersten Verhandlungen fanden an der Hague University of Applied Sciences statt. Mal wurden wir durch „Secret Service“-Unterbrechungen mit geheimen Informationen konfrontiert, die das gleichzeitige Bearbeiten mehrerer Aufgaben zusätzlich erschwerten, uns aber auch trotz Stress und Überarbeitung zum Lachen brachten.
Die Nacht verbrachten wir in unserem Hotel, wo wir mit weiteren komplexen Völkerrechtsfragen konfrontiert wurden, während nebenan laut gefeiert wurde. Immerhin hatten wir dadurch sowieso nicht die Möglichkeit zu schlafen und powerten durch die Nacht. Mit den Stunden von mangelndem Schlaf und neuen Aufgaben, die uns zwangen, uns thematisch immer neu einzuarbeiten, wurde die Bearbeitung mit der Zeit leider nicht einfacher. Damit wir noch Sinnvolles aufschreiben konnten, versuchten wir Schichten zu implementieren, damit jeweils eine Person mindestens anderthalb Stunden schlafen konnte. Das erwies sich bei bis zu vier parallelen Aufgaben in unterschiedlichen Gebieten und mit unterschiedlicher Komplexität jedoch nicht als perfekt umsetzbar.
Natürlich durfte bei einem Day of Crisis im Jahr 2025 die Frage des Selbstverteidigungsrechts nicht fehlen und was die Rechtsposition eines Militärbündnisses ist. Nebenbei flugen Satelliten über fremde Länder und schossen unerlaubt Fotos, Militärschiffe leckten Öl und die internationale Kriminalität musste eingeschränkt werden. Zum Teil mussten wir uns dafür in fiktive UN-Konventionen einlesen und diese neben existierendem Völkerrecht anwenden.
Im Verlauf eines Tages, an dem eine Krise die nächste jagte, durfte natürlich auch die Frage nach dem internationalen Umweltrecht im Kontext der WTO nicht fehlen. Dieses Thema bildete schließlich den Schwerpunkt der finalen Runde, zu der wir – nach einer durchgearbeiteten Nacht – am nächsten Morgen schlaflos im Friedenspalast eintrafen. Dort hatten wir die Möglichkeit vor den Judges Professor Jean-Marc Thouvenin (Generalsekretär der Hague Academy of International Law), Professor Nico Schrijver, H.E. Sergio Gerardo Ugalde Godínetz (Richter am Internationalen Strafgerichtshof), und Louis-Marie Pillebout (Partner bei Simmons & Simmons LLP) zu pleaden, was uns eine große Ehre war.
Ein großes Dankeschön gilt dem Organisationsteam des Day of Crisis für ihre Unterstützung auch durch die Nacht hinweg sowie Professorin Heike Krieger, Professor Helmut Aust und Leonora Erhardt für die Unterstützung im Vorfeld unserer Teilnahme. Unser herzlicher Dank gilt außerdem der Ernst-Reuter-Gesellschaft, deren Förderung unsere Teilnahme ermöglicht hat.
Ivette Félix Padilla, Victoria Haub, Alina Scheidegger, Valentin Stojiljkovic und Shashwati Wagle