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Uni im Vollzug

Im Wintersemester 2018/19 haben wir gemeinsam mit dem Verein Tatort Zukunft und der Alice-Salomon-Hochschule (Prof. Dr. Heinz Cornel, Fachbereich Soziale Arbeit) begonnen, ein gemeinsames Lehrprojekt für Studierende im Gefängnis und an Berliner Hochschulen im Berliner Justizvollzug umzusetzen. Die Veranstaltung wird mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung und der JVA Tegel durchgeführt.


Jetzt für das Wintersemester 2022/2023 bewerben!

An der FU sind Katharina Heermann und Julia Wegner und bei Tatort Zukunft Jana Sophie Lanio verantwortlich. Von unserem Fachbereich werden im Wintersemester 2022/23 zehn Studierende teilnehmen können. Wir erwarten von Ihnen, dass Sie ernsthaftes Interesse an neuen Perspektiven und am Diskutieren haben und durchhalten – Zoobesucher*innen sind nicht erwünscht! Um dem besonderen Lernraum gerecht zu werden, findet die Veranstaltung im 2-Wochen-Rhythmus montags von 15:45-18:45 Uhr in der JVA Tegel statt (Treffpunkt: 15:30 Uhr vor der JVA), die die Unterstützung der Lehrveranstaltung bereits zugesagt hat. Der Kurs ist als Schlüsselqualifikation vom GJPA anerkannt. Die Auftaktveranstaltung findet am 24.10. von 15:30-17:30 Uhr an der FU statt. Bitte bewerben Sie sich mit einem Motivationsschreiben (eine DIN A4-Seite) bis 13.10.2022! per E-Mail an j.wegner@fu-berlin.de. In dem Motivationsschreiben beantworten Sie bitte folgende Fragen:

  1. Warum möchten Sie an der Uni im Vollzug teilnehmen?

  2. Inwiefern verfügen Sie bereits über Erfahrungen, die für die Uni im Vollzug relevant sein können?

  3. Welche Anforderungen stellt ein universitäres Seminar im Gefängnis an Sie und wie können Sie diesen gerecht werden?


Das Projekt

Obwohl gefangene und in Freiheit lebende Studierende gleiche Fächer studieren und ähnliche Interessen teilen, sind sie sich in ihren akademischen und vermutlich auch außerakademischen Lebensbereichen noch nie begegnet. Daher soll ein interdisziplinäres Seminar zu den Themen „Gesellschaft, Begegnungen und Freiheit“ in der JVA Tegel angeboten werden, an dem sowohl gefangene Studierende als auch in Freiheit lebende Studierende teilnehmen können. Zudem werden Gäste aus der Philosophie oder den Sozialwissenschaften den interdisziplinären Charakter des Seminars prägen.

Studieren in Gefangenschaft unterscheidet sich von einem Studium in Freiheit (vgl. der Lichtblick, 48 (2), 2016, S. 24). Daher soll Studierenden der JVA die Teilnahme an einem ganz „klassischen“ Seminar, wie es in Freiheit lebende Studierende kennen, ermöglicht werden. Unter einem Seminar ist hier eine Veranstaltung zu verstehen, in der gemeinsam ein bestimmtes Thema diskutiert wird. Durch die Inhaftierung fehlt es gerade an der Möglichkeit des fachlichen Austauschs mit anderen Studierenden und DozentInnen sowie der Diskussion und Präsentation von eigenem Wissen und Ideen. Seminare im Gefängnis können traditionelle Muster von Lernen im Strafvollzug aufbrechen und ermöglichen Gefangenen, anderen Studierenden und Lehrenden von draußen zu begegnen. Insgesamt können sie dazu beitragen, das Leben in Haft dem Leben in Freiheit anzugleichen, indem die in der Haft bestehende Bildungsisolation gefangener Studierender geringer wird. Zudem können Gefangene ihr „Expert*innenwissen“ im Hinblick auf kriminologisches Fachwissen weitergeben und dadurch ihr Selbstbewusstsein steigern.

Im Rahmen des Projekts war im Sommersemester 2019 Prof. Dr. Susan Dewey von der University of Wyoming zu Gast (finanzielle Förderung durch joint seed funding von UW und FU). Susan Dewey organisiert im Strafvollzug von Wyoming seit mehreren Jahren das Lehrprojekt "Pathways from Prison", in dem Studierende von drinnen und draußen gemeinsam lernen.